Neue Ideen für Kirchen
Die Impulstagung „Kirchen als Zukunftsorte“ brachte Ideen und motivierte Menschen aus der Bodenseeregion im Allgäu zusammen
Am 14. Oktober entwickelten über 100 Teilnehmende aus der Bodenseeregion Ideen für Kirchenräume. Die Heimat Bärenweiler war dafür ein besonderer Ort: Zwischen Tagungsraum, Kirchen und Pflegestift gab es viel zu hören und zu diskutieren. Die Veranstalter der Tagung um Benjamin Sigg vom Dekanat Allgäu-Oberschwaben und Philipp Kahl von der Regionalentwicklung neuland+ freuten sich über die große Resonanz und berichten, dass nach der ersten Ausschreibung die Teilnahmezahl nach oben geschraubt wurde. So war schon früh ein Ziel der Tagung erreicht, wie Annika Hiller von neuland+ betont: „Anstatt die Herausforderungen einzeln anzugehen, setzen wir auf Kooperation, gegenseitiges Lernen, Austausch und gemeinsame Ideen, denn zusammen geht es besser.“ Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen sowohl aus den Kirchengemeinden der Region, aber auch aus einem großen Raum von Vorarlberg, der Schweiz und Konstanz. Architekten, kirchliche Verantwortliche, Regionalentwickler und Kulturschaffende diskutierten einen Tag lang über Möglichkeiten und Grenzen in Kirchenräumen. „Einen Raum öffnen, das Thema Zukunftsorte auch auf Kirchen übertragen“, beschreibt Philipp Kahl die Idee der Tagung. „Kirchen sind nun mal zentrale Orte in unserer Region – mit einer besonderen, spirituellen Kraft.“ Gemeinsam mit dem Team und den Partnern aus dem Dekanat Allgäu-Oberschwaben, der Caritas Vorarlberg und der Diözese Rottenburg-Stuttgart werde nun eine Fortsetzung geplant.
Ziel der grenzüberschreitenden Tagung war es, Impulse für Kirchenräume zu setzen. „Es ist mehr möglich, als wir denken“, machte etwa Diözesanbaumeister Dr. Thomas Schwieren in seinem Vortrag Mut. „Probieren Sie einfach mal etwas aus“, rief er den Teilnehmern zu und zeigte Beispiele von einer Exkursion in Köln. Hier wurden verschiedene Nutzungskonzepte für Kirchengebäude sichtbar. Weitere Impulse setzten der Transformation- und Immobilienexperte Helmut Ramsauer sowie Jean-Pierre Sitzler von der Landeskirche Thurgau. Hinzu kamen Sessions zur Umnutzung und hybriden Nutzungen von Kirchenräumen. Gefördert wurde die Tagung von der Internationalen Bodenseekonferenz und der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Wie geht es weiter? „Wir möchten die Ideen regional weiterentwickeln“, so Benjamin Sigg. „Dabei sind Kirchen ein emotionales Thema. Denn viele von ihnen sind seit Jahrhunderten Dorf- und Stadtmittelpunkt. Das schützt sie aber nicht vor Veränderung und auch nicht davor, immer leerer zu werden.“ Die Begleitung so eines emotionalen Prozesses sieht er als Herausforderung: „Wir müssen die Menschen vor Ort einbinden. Ängste müssen ausgesprochen werden. Das braucht Zeit“. Entsprechend äußerten sich auch die Teilnehmenden. Die einen möchten schnell vor Ort loslegen, die anderen haben Sorge, dass ihr Heiliger Raum verloren geht. „Das ist das Spannungsfeld, in dem wir uns bewegen. Hier müssen wir sorgsam begleiten“, ist sich Sigg sicher. Im Nachgespräch verweist Philipp Kahl auch auf die Beispiele, die die Referenten aus anderen Regionen Deutschlands mitgebracht haben. „Das lässt sich nicht eins zu eins übertragen.“ Aber es werde deutlich: Die Kirche am Ort kann Raum für Gottesdienste und Gebet bleiben, zugleich sind weitere Nutzungen denkbar.